Ópera Prima ist eine Programmsparte, die alle zwei Jahre aufgenommen wird und paritätisch besetzt ist. Sie wurde 2018 gegründet, um junge spanische und lateinamerikanische Filmemacher*innen und ihre ersten Spielfilme zu unterstützen. Vor zehn Jahren hatte cinEScultura das Debüt Stockholm von Rodrigo Sorogoyen als Deutschlandpremiere in Regensburg der Öffentlichkeit präsentiert. Heute ist As Bestas, der neue Film dieses mittlerweile etablierten Filmemachers, der kürzlich mit neun Goyas als großer Erfolg des spanischen Kinos ausgezeichnet wurde, Teil unseres Eröffnungsprogramms.
Die acht Filme, die um den vierten Ópera Prima Preis der Stadt Regensburg konkurrieren, sind ein Spiegel unserer Gesellschaft, in dem wir uns selbst betrachten und erkennen können. Sie spiegeln den Puls unserer Zeit und regen zum Nachdenken an: Drei Generationen von Frauen stehen in El Agua symbolisch für die Überbleibsel einer patriarchalischen Gesellschaft, die die weibliche Sexualität mit Tabus und Erbmythen belegt. Der Film tritt mit Darstellungsmitteln des magischen Realismus für mehr Freiheit ein. Die Protagonistin von Ramona, einer Frau in den Dreißigern, steht für die Träume und Zweifel der Frauen in einer modernen urbanen Gesellschaft, die auf der Suche sind nach einem eigenen Weg zwischen Mutterschaft und Unabhängigkeit. Cinco Lobitos nimmt die sich verändernde Rolle der Frau in der Familie ins Visier: Ihre Rolle als Mutter, Tochter und Großmutter wird im Spannungsfeld zwischen Patriarchat und Matriarchat dargestellt, wobei negative Gefühle wie Unzufriedenheit und alte Verletzungen ebenso thematisiert werden wie tiefe Zuneigung und Liebe. Secaderos erzählt in einer Mischung aus Fantasie und Naturalismus in ländlicher Umgebung von der Macht der Träume und dem Verlust von Illusionen, sowie von der Erinnerung an die Vergangenheit und der Möglichkeit, die Realität durch einen Perspektivwechsel hinter sich zu lassen. Matria ist ein Loblied an alleinerziehende Mütter, die den Schwierigkeiten, die sie in einer patriarchalischen Gesellschaft zu meistern haben, selbstbewusst gegenübertreten und ihren eigenen Weg gehen. Rendir los machos ist eine Art „Western auf den Kanaren“. Es geht um einen uralten Brauch unter Viehzüchtern. Die Geschichte gibt Anlass zur Reflexion über ein archaisches Männerbild, die Schwierigkeiten dieser Menschen, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen und über die Spannungen, die in einer konfliktreichen Familie vor sich hin schwelen. Espíritu Sagrado ist ein Panoptikum seltsamer und verstörender Charaktere, die uns letzten Endes aber irgendwie vertraut vorkommen. Vor der Kulisse eines menschenleeren Spaniens spielt dieser schräge Film um eine chaotische Gemeinschaft, die einige Geheimnisse in sich trägt ... 21 Paraíso befasst sich mit der radikalen Offenlegung von Intimität in der digitalen Gesellschaft und der öffentlichen Ablehnung derjenigen, die diese Art von Selbstdarstellung praktizieren. Der Film geht der Frage nach, ob die Beziehung eines Paares, das seine liebevolle Intimität über Onlyfans teilt, Bestand haben kann.